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I. Besser als alle anderen zu sein, ist der Gedanke, der dich antreibt, dir Kraft verleiht. Bist für etwas Großes bestimmt, das spürst du mit jedem pulsierenden Schlag deines Herzens. Der Name Loa Dale darf niemals in Vergessenheit geraten, willst, dass die Welt ihren Atem anhält, erzittert, Luceras ist zu klein für dich und deine Visionen. Die Berge, die Kälte, die Abgeschiedenheit, die raue Natur und die groben, einfältigen Menschen – all das verabscheust du mit bemerkenswerter Intensität. Gibt keinen Tag, an dem nicht Hochmut in deinem kühlen Blick zu erkennen ist, du immer und immer wieder betonst, wie sehr du diesem einfachen Leben überdrüssig bist. Ein Adelshaus, ohne Einfluss, krampfhaft an dem festhaltend, was geblieben ist. Kannst nicht anders, als die Nase zu rümpfen, weil schäbige Minen euer Leben finanzieren und nicht einmal in einem solchen Ausmaß, das dir erlauben würde, in Luxus aufzuwachsen. Jedes Kleid in deinem Schrank ist hart erkämpft; jedes Schmuckstück ein billiges Duplikat oder längst abgetragen; nichts gehört wirklich dir und in dir, da ist stets dieser Drang, das zu bekommen, was dir zusteht.
Dein eiserner Wille ist es, der deine Mutter verzweifeln und deinem Vater graue Haare wachsen lässt, irgendwann dafür sorgt, dass sie nicht mehr über gute Partien sprechen, von einer gewinnbringenden Heirat fantasieren. Dein Traum ist ein anderer, verspricht Freiheit und Unabhängigkeit, Stärke und Ruhm, ist das, woran du denkst, wenn du hinauf in den wolkenbehangenen Himmel siehst. Es gibt keine Trainer, die deine Eltern für dich engagieren, nur dich und das Ziel vor deinen Augen, das dich im Training anspornt. Zählst die Tage, bis du weg aus dieser Einöde kannst, bist du jemand wirst, einen Drachen bindest, Macht bekommst. Deine Mutter drückt dich schluchzend an sich, als sie sich am Einberufungstag von dir verabschiedet, aber du, du weinst deiner Heimat, deiner Familie, keine Träne nach. Und in Luceras, da wirst du nie wieder gesehen.
II. Morgoth Soleil ist alles, was du jemals wolltest. Ein breites Kreuz, dichtes Haar, starke Arme und völlig vernarrt in dich. Ist dein strahlendes Lächeln, mit dem du ihn um den Finger wickelst, so unfassbar leicht, wie ein Insekt gefangen in deinem fein gewebten Spinnennetz. Du weißt, was du sagen, was du tun musst, um ihn für dich einzunehmen; deine Siegelkraft offenbart dir seine größten Schwächen und du weißt sie für dich zu nutzen. Ethik und Moral, oh, du kannst die Worte nicht mehr hören; Verantwortung, die eine Macht wie deine mit sich bringt; bist angetrieben von einer nie gestillten Sehnsucht und vergisst all die guten Vorsätze, die man nicht ohne Grund glaubte, dir beibringen zu müssen. Morgoth ist, was du willst und du nimmst ihn dir.
Es ist nicht sein Aussehen, sein Charakter, sein Herz, nachdem du strebst, es ist sein Name. Loa Soleil klingt wie Musik in deinen Ohren und als ihr heiratet, schwört ihr einander, es sei der glücklichste Tag eures Lebens – der Anlass dafür könnte unterschiedlicher kaum sein. Der Name, den du mit so viel Stolz trägst, öffnet dir Türen in eine ganz neue Welt, ermöglicht dir das Leben, von dem du schon immer geträumt hast, was dir zusteht Das Anwesen in Calldyr ist groß, prächtig, warm, er schenkt dir Schmuck und Kleider, wann immer du ihn darum bittest. Die beiden Kinder, die er aus seiner ersten Ehe mit sich bringt und bei denen du dich weigerst, Mutter genannt zu werden, sind ein Übel, das du erträgst. Morgoth regiert mit harter Hand, formt den Jungen und das Mädchen nach seinen eigenen Idealen und du weißt es, siehst es, aber einschreiten, das tust du nicht. Lässt ihn gewähren, weil sie nicht deine Kinder sind, du eine Reiterin bist und der Einsatz, den du für euer Land, eure Sicherheit erbringst, dich glücklicherweise oft genug fort aus Calldyr führt.
Hast alles, was du immer wolltest, als du Morgoth zwei eigene Kinder schenkst. Dein Vermächtnis, dein Erbe, aber ihr verdammtes Geschrei, Götter, nie im Leben hat dich jemals ein solcher Kopfschmerz geplagt. Kindermädchen ziehen sie groß, Morgoth, den du jetzt genau im Blick behältst, den du eindringlich davor warnst, deine Kinder zu züchtigen, kennst seine Schwächen, zu gut, um ihn aus dem Netz deiner Manipulationen entkommen zu lassen. Und doch tust du es, Jahre später, weil das nicht alles sein kann, da noch mehr sein muss und du, tief in deinem Herzen vergraben, spürst, wie die Einsamkeit Besitz von dir ergreift.
III. Kadetten sitzen vor dir, stehen in den oberen Rängen – Rookies, Juniors, Seniors. Der einzige Unterricht, an dem alle Jahrgänge gemeinsam teilnehmen und du stehst vor der großen Karte Navarres, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ein aufgeschlossenes Lächeln ziert deine Lippen, die perfekte Fassade, aber dahinter, oh, du siehst alles. Die Schwächen der neuen Rookies strahlen dich an und wenn du dich auf sie fokussierst, kannst du sie erkennen. Familie; Versagensangst; Emotionalität; das stetige Vergessen, im Faustkampf auch die linke Seite zu decken – so viele verschiedene Schwächen, die das Strahlen auf deinen Lippen nur umso größer werden lassen. Manche der Juniors und Seniors sind schlauer, halten ihr Schutzschild auch während des Unterrichts aufrecht, kannst nicht hindurchsehen, aber das macht nichts. Musst sie nur aus der Reserve locken, sie dazu bringen, ihr Schild fallen zu lassen, damit du zu Gesicht bekommst, was längst zu deiner Obsession geworden ist - Schwächen.
Gefechtskunde ist das naheliegendste Fach, bist eine Strategin, hältst deiner Staffel im Kampf den Rücken frei, an vorderster Linie hast du nichts zu suchen. Und das machst du auch jetzt – Navarre den Rücken freihalten, in dem du die Gezeichneten, die Separatistenkinder, nicht aus den Augen lässt. Ist ein Befehl von ganz oben, der dich mit Stolz erfüllt, dir die Anerkennung deiner Fähigkeiten bringt, nach der du dich sehnst, die du brauchst wie die Luft zum Atmen. Beobachten, das ist deine Aufgabe, aber wenn sie sterben, nun, kein tragischer Verlust, die Liste derjenigen, die Malek übergeben werden, im Quadrant der Reitenden lang. Du bist die Strippenzieherin im Hintergrund, lässt andere die Drecksarbeiten erledigen, denn die Hände schmutzig machst du dir nicht.
Dein Mann ist jetzt ein anderer, dein Name auch. Loa Valewyn klingt melodisch, wie Samt auf der Haut, aber manchmal, da spürst du Reue, fragst dich, ob es die richtige Entscheidung war, den Namen deines ersten Ehemannes abzulegen, nur um seinen tragen zu können. Eine der wenigen Entscheidungen, die du aus dem Bauch herausgetroffen hast; eine Impulsivität, die längst nicht mehr zu dir gehört; ein Akt der Liebe, zu dem du glaubtest, niemals fähig zu sein. Ihr zwei seid wie Feuer und Wasser, heiß und kalt, Tag und Nacht - Liebe und Hass. Du hast ihm dein Herz geschenkt, ihm deine Seele verschrieben, schon vor so vielen Jahren und er, spürst es mit jeder Faser deines Körpers, kannst es sehen, wann immer du ihm in die Augen blickst – du bist seine größte Schwäche.