Statistiken30.01.2025 Registriert am 22.05.2025 Zuletzt online 23.04.2025 Letzter Beitrag 0 Inplayzitate 1 Inplay-Posts 2 Szenen insgesamt 4413 Geschriebene Zeichen 4413 Zeichendurchschnitt Auszeichnungen (1)Charaktere von jani![]() Reiter
22 Jahre alt
Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Bin zumindest nicht mehr einfach nur Easton, wie ich es damals zu Schulzeiten war. Werd‘ nicht mehr für den Klassenclown gehalten, auch wenn ich mich immer wieder aufs Neue in Situationen manövriere, in denen ich eine schlechte Figur abgebe – weil sie mich überfordern, weil ich mich nicht richtig auszudrücken weiß, weil ich mit all‘ dem, was ich fühle, nicht immer zurechtkomme. Vielleicht versuch‘ ich zu sehr an etwas festzuhalten, was es nicht mehr gibt: an mir selbst. Denn was man sieht, ist meist das, was man bekommt und in meinem Fall ist das Erste, was einem auffällt, das Schwarz meiner Kleidung. Macht mich offensichtlich zu einem Reiter, bedenkt man mein Alter und die Tatsache, dass mein Blick nicht selten ins Leere geht, weil ich in meinem Inneren Diskussionen mit meinem Drache führe. Hab‘ mir ein anderes Leben gewünscht, für uns beide. Aber kann auch das Rebellionsmal auf meiner Haut nicht ignorieren. Nicht einfach abwaschen, um mich nicht daran erinnern zu müssen, was es bedeutet. Die Schlacht um Aretia hat alles für mich geändert, hat mir den Boden unter den Füßen genommen und mich zu etwas gemacht, woran ich mich auch jetzt nicht gewöhnt habe. Aber das zuzugeben wäre gleichwohl vermutlich mein Tod. Eine Schwäche, die ich mir nicht mehr leisten darf. Zweifel, die ich mit niemanden teilen kann. Deswegen schreib‘ ich sie auf. In unzähligen Briefen, in gezeichneten Notizen. Damit ich mich an Tagen, an denen es sich anfühlt, als würde alles über mir zusammenfallen, zumindest daran festhalten kann.
Ich wünschte, ich könnte zumindest dem Gerede um mich herum entgehen. Die Worte anderer haben mir schon immer zu viel ausgemacht. Ihre Meinungen über mich, ihr Geflüster. Die stetige Angst, jemanden zu enttäuschen. Zuerst war es nur ein Rauschen, wie Wind, der durch Blätter fährt. Dann kamen die Stimmen, übereinandergelegt, als hätte jemand dutzende Gespräche gleichzeitig aufgedreht. Schritte. Das Klirren von Metall. Das Knarren eines Stuhls. Es war alles da, alles auf einmal. Und damit auch Einschätzungen, die ich nicht einmal hören wollte. Man sollte meinen, andere würden verstummen, nachdem sie von meiner Siegelkraft der Geräuschsuche erfahren haben, doch stattdessen scheinen sie mir ihre Gedanken geradewegs ins Gesicht schreien zu wollen. Sohn von Verrätern genannt zu werden, ist dabei noch eine der netteren Aussagen. Anfangs hat es mich verletzt; dass man so über mich redet, ohne mich zu kennen. Dass ich niemanden verraten habe, ebenso wenig wie meine Eltern. Aber inzwischen schaff‘ ich es immer besser, es auszublenden. Vermutlich für mein eigenes Wohl genauso wie für das der anderen Kadett:innen. Es schürt meine Wut – noch etwas, was mir vor ein paar Jahren noch unbekannt war, weil ich sie so selten empfunden habe – aber auch meinen Willen, es zu rächen. Vielleicht nicht meine Familie, vielleicht nicht meine Heimat, aber die Ungerechtigkeit, die dem allen zugrunde liegt. |