
Statistiken14.08.2025 Registriert am 03.11.2025 Zuletzt online 02.11.2025 Letzter Beitrag 0 Inplayzitate 1 Inplay-Posts 1 Szenen insgesamt 4299 Geschriebene Zeichen 4299 Zeichendurchschnitt Charaktere von LucyReiterin
38 Jahre alt
Lirien Soleil war nie dafür bestimmt etwas anderes zu werden, als eine Waffe. Ihr Leben begann nicht wie das anderer Menschen mit einem freien Willen, sondern mit Erwartungen. Als ältestes Kind der größten Militärfamilie des Kontinents wurde sie nicht gefragt, was ihre Wünsche für ihr Leben waren, ihr Training begann, kaum, dass sie aufrecht stehen konnte. Disziplin, Erfolg, Perfektion – für Lirien waren das keine Werte, sondern die Grundpfeiler ihrer Existenz. Sie wuchs unter dem kalten Blick eines Vaters auf, der Erfolg mit Liebe verwechselte und der eisigen Strenge einer Mutter, die Perfektion als Pflicht sah. Sie sollte führen, glänzen, tragen und sie tat es, weil es für sie schlicht keine Alternative gab.
Ihren Eltern war jedes Mittel Recht, um ihren Erfolg sicherzustellen und die eigenen Kinder an die Spitze zu führen, auch wenn die finstere Seite der Sonne natürlich niemand sonst zu Gesicht bekam. Nach außen hin waren sie der Stolz des Kontinents und nichts konnte ihren Glanz trüben. Doch im Inneren verbargen sich grauenvolle Geheimnisse. Folter und Missbrauch waren keine Ausnahmen, sondern Normalität. Als Wahrsager war es unmöglich, ihren Vater anzulügen, was Lirien ohnehin nie gewagt hätte. Schon als Kind war sie klug genug, stattdessen alles zu tun, was er von ihr verlangte und zu versuchen, seine Anforderungen an sie so gut es ging zu erfüllen. Es gab Zeiten, da verlor Lirien das Gefühl dafür, was real war und was nicht. Der induzierte Wahnsinn durch ihre Mutter bereitete ihr lange Zeit Schwierigkeiten zu erfassen, was wirklich passierte und was sie sich nur einbildete. Einzig im Kampf, Seite an Seite mit Druàch, das Blut ihrer Gegner auf der Haut, fühlte sie sich ganz wie sie selbst. Das war es, wer sie war, ihre Essenz. Was sonst gab es da? Tag für Tag strebte Lirien danach, immer weiter voranzukommen. Der Weg an die Spitze war ihr Ziel, nichts weniger als das, was ihr ihr Leben lang eingebläut worden war. Lange Zeit wusste sie nicht mehr, was sie sonst für einen Antrieb im Leben gehabt hatte, wenn sie es überhaupt jemals gewusst hatte. Es gab nur noch die Ziele ihrer Familie in ihrem Universum, nicht für sie, sondern wegen ihnen. Doch hinter der unerschütterlichen Fassade steckte mehr als nur Drill. Lirien kannte die Menschen, besser, als sie sich oft selbst kannten. Sie las Schwächen, erkannte Absichten, ließ sich nicht täuschen. Sie dachte strategisch wie eine Generalin, sprach wie eine Anführerin und kämpfte wie eine Berserkerin. Sie führte nicht durch rohe Gewalt, sondern durch Können, Leistung, Autorität. Es fiel leicht, ihr zu folgen, schwieriger war es, ihr zu widersprechen. Und doch, irgendwo tief unter der geschliffenen Oberfläche lagen die Risse, die sie verbarg. Nicht aus Angst, sondern aus einem stillen Bewusstsein darüber, dass sie etwas verloren hatte, das sie nie ganz benennen konnte. Vielleicht Kindheit. Vielleicht Freiheit. Vielleicht die Frage, wer sie hätte sein können, wenn nicht andere sie geformt hätten. Lirien trug ihre Narben nicht sichtbar, aber sie führten jeden Tag ihre Hand. Und obwohl sie die Kriegerin war, zu der man aufblickte, war ihre größte Stärke nicht die Klinge oder die Magie, sondern ihr eiserner Wille, der ihr Überleben sicherte. Lange Zeit wartete sie ab. Was Lirien antrieb, war längst nicht mehr nur das Echo elterlicher Erwartungen. Unter der stillen Oberfläche loderte ein Feuer aus Wut und Entschlossenheit, genährt von Jahren der Gewalt, der Entbehrung und der Unterdrückung ihrer Selbstbestimmung. Sie würde nie vergessen, was ihre Eltern ihr genommen hatten. Ihre Kindheit, ihre Träume, ihre Wahl, alles, was sie vielleicht einmal gehabt hatte, war ihr geraubt worden, im Namen von Überlegenheit, Ansehen und dem vermeintlichen Stolz der Familie. Aber sie hatte gelernt zu warten. Lirien hatte so lange überlebt, ohne zu zerbrechen, hatte gelernt, Geduld als Waffe zu nutzen. Hinter ihrem kalkulierten Schweigen blieben ihre Ambitionen unbemerkt, nahmen ihre Wünsche Form an. Und dieses Mal würden es ihre eigenen sein. |