reisende:r
Registrieren
the empyrean
Es braucht nur eine einzige verzweifelte Generation, um die Geschichte zu verändern.
— Rebecca Yarros, Flammengeküsst

Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


[ she/her ] • [ 23 Jahre alt ]
Gruppe
Fliegerin
Beruf
in Ausbildung
Jule
gespielt von
14.11.2025, 21:15 781 Wörter 4537 Zeichen
#1
Ihr glaubt doch selbst nicht, dass Caelia mal in eure Fußstapfen treten wird.
Hab’ immer wissend gelächelt, wenn das Thema am Esstisch aufgekommen ist. Tatsächlich haben meine Eltern nicht dran geglaubt, in mir den offensichtlichen Wildfang gesehen, der ich bin, niemand, der beabsichtigt, in das Bild zu passen, das noch vorm Tag ihrer Geburt für ihre Zukunft gezeichnet wurde. Die Wynns sind Alchemisten, seit Ewigkeiten. Die wenigen Ausreißer, von denen die Stammbücher berichten, waren selten erfolgreich, haben schlussendlich doch wieder ihren Weg zurück nach Hause gefunden, in Labore, an Reagenzgläser, zu komplizierten Gleichungen und verworrenen Lösungsansätzen. Ich müsst’ lügen, würd’ ich behaupten, wär’ das nicht irgendwie auch was für mich; müsste einen Teil von mir verleugnen, in dem ich sag’ nee, hab nie drüber nachgedacht, dabei ist der letzte Mal gerade mal nen paar Stunden her, vorm Moment der Einschreibung. Der Quintant der Alchemie hat was, und das nicht nur, weil die Wynns nun mal zu ihm gehören, aus der Disziplin der Logik und des Erfinder:innentums nicht wegzudenken sind, nee, sondern eben auch, weil mein Köpfchen ganz dazu gemacht ist, den lieben, langen Tag zerbrochen zu werden. Auf die gute Art und Weise, die, die Innovation für die Gesellschaft und nicht nur Zweifel für mich bringt. Ich weiß das; und dennoch steh’ ich nun hier, lass mir die Winde Braevicks durch die Haare wehen, während angespanntes Schweigen den Raum um mich herum einnimmt.

Tatsächlich ist der Sprung in den Stonewater nicht mehr als eine Mutprobe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in nem ganz schönen Adrenalinkick und dem Drang, sie zu wiederholen, endet. Die Anwärter:innen um mich herum sind blass, verunsichert, sehen nicht unbedingt so aus, als sei ihnen bewusst, dass Klippenspringen für den Ein oder Anderen durchaus sogar nen Hobby darstellt – und geht man davon aus, dass dieser Sprung ohnehin nicht unten im Fluss, sondern auf dem gefiederten Rücken eines Greifs endet, gibt’s erst recht nichts zu befürchten, kann nur müde lächeln und mit in die Hosentaschen geschobenen Händen abwarten, dass ich endlich an der Reihe bin.

Das hier kann gar nicht schnell genug gehen. Wäre viel zufriedener, wenn die Schlange vor mir ähnlich rasen würd’ wie meine Gedanken es tun – ich mach mir keine Sorgen, natürlich nicht, ist eher die freudige Erwartung darauf, dass es endlich so richtig losgeht, die mich kaum an Ort und Stelle stehen lässt. Immer wieder schau ich an der Reihe vorbei, zähl die angehenden Kadett:innen, die noch vor mir sind. Sechs, fünf sind’s jetzt noch, würd sie alle am Liebsten wiederholen, einfach nur, um endlich zu wissen, in welche Art von Gefieder meine Finger in wenigen Augenblicken eintauchen werden. Die Wahl des Greifen, mag sie auch noch so wahllos sein, gibt schließlich schon einen ersten Hinweis darauf, in welcher Art von Position man irgendwann einmal landet.

Vier, drei. Vielleicht sollte ich beim Sprung die Sekundenbruchteile zählen, die zwischen festem Boden unter meinen Füßen und Greifenrücken unter meinem Arsch liegen. Dann wiederum bin ich mir ziemlich sicher, dass es dafür schon längst irgendeine Formel gibt und meine Arbeit vergebene Mühe wäre. Zwei, eins. Arbeit, als wär’s wirklich so schwer, eine so große Last, ein Zeitmaß zu nehmen, als wär’ ich – oh; Null. Der Typ, der bis zuletzt, tut’s nun nicht mehr, mit nem Windhauch verabschiedet sich seine (physische) Präsenz aus meinem Blickwinkel, ich bin dran, und ich spür’ das Kribbeln von den Finger- bis in die Zehenspitzen. Spür’, wie mich Energie erfasst, fühlt sich an, als würd’ sie mich von hinten anschubsen - doch muss das Signal abwarten, warten, bis die Klippe freigegeben ist, und –

– tu genau das, setz’ erst einen Fuß vor den anderen, als ich darf, und bei den Göttern, zähl’ nicht mit, weil ich kurz nicht weiß, wo oben und unten ist; ob meine Organe noch an Ort und Stelle sitzen, hab mich gefragt, ob’s wirklich nötig ist, zu schreien und ich merk: kann nichts dagegen tun, der kurze Laut, das schräge Quieken, hab’ keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, kann’s nicht kontrollieren. Wind peitscht mir ins Gesicht. Bin frei, bis ich’s nicht mehr bin, nie mehr, ein Bett aus blau und roten, lila Federn, das mich auffängt, mit breiten Flügeln, die mich – uns – tragen. Der Himmel über mir, die Welt zu meinen Füßen – und ich spür’ sie, die Zukunft, laut und intensiv.




Powered by MyBB, © 2002-2025 MyBB Group [ Design anpassen ]
based on "the empyrean"-series by Rebecca Yarros