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the empyrean
Sie verlieren den Verstand, weil’s niemals mehr leise ist und mir geht’s genauso, kann nicht aufhören zu sehen, also ist Abstand das Einzige, was mich davor schützt, die Kontrolle zu verlieren.
Veena Crane

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[ he/him ] • [ 22 Jahre alt ]
Gruppe
Reiter
Beruf
in Ausbildung
Jule
gespielt von
01.11.2025, 21:23 726 Wörter 4324 Zeichen
#1
Gehör’ hier nicht hin – und jeder weiß es.
Ich lass es jeden wissen, denn hab’ mich bewusst dafür entschieden, meine gezeichneten Arme nicht mit Kleidung zu bedecken. Ich tu’s den anderen gleich, senke den Blick, richte ihn auf die schwarzen Linien, die von meinen Handgelenken bis an meine Schulter reichen. Sie identifizieren mich nicht nur als Sohn von Verrätern, sondern auch als unfreiwilligen Anwärter auf einen Platz im Reiter:innenquadranten, als jemanden, der’s nicht verdient, über den Viadukt zu kommen, das Reiterschwarz zu tragen – und von dem man genau deswegen hofft, er wird’s schaffen. Werd’ den Arschlöchern um mich herum, denen, die’s überleben, schon zeigen, dass ich nicht das leichte Opfer bin, für das sie mich halten. Sollen nicht denken, ich würde übersehen, wie sie mich ansehen, nicht glauben, ich bemerke nicht, wie der Kerl hinter mir in der Reihe unnötig viel Abstand zu mir hält, als hätt’ ich ne ansteckende Krankheit, als wär ich pures Gift.

Erinnere mich an das erste Mal, das man mir sagte, ich solle die Zeichnungen auf meinen Armen nicht als Bürde, sondern als Waffe, als Drohung, auf meiner Haut tragen. Bin Einzelkämpfer, war’s schon immer, und sehe nicht ein, jemals etwas anderes zu sein als das. Die Strafe für die Taten meiner Eltern brachte mir Isolation, das wird sie auch weiterhin tun, und ich hab’ nen seltsamen Frieden damit geschlossen, zu sein, was ich geworden bin. Ein Mahnmal war zwei Beinen, eines, das endlich den Sinn und Zweck erfüllen wird, aus dem es vor mittlerweile 3 Jahren geschaffen wurde.

Bin nicht der erste meiner Art, der den Reiter:innenquadranten betreten wird. Hab’ den ein oder anderen bereits seinen Weg über den Viadukt bestreiten sehen – doch gehör’ zum ersten Jahrgang, immerhin. Gibt niemanden, der uns – mich – betreuen kann, der unseren Schmerz kennt. Stattdessen sind wir es, die den Weg für diejenigen, die nach uns kommen werden, ebnen. Eine von vielen Bürden, die ich nicht tragen will. Eine Verbindung, von der ich mir wünschte, es gäbe sie nicht. Hab’ mich nicht ohne Grund von den anderen distanziert, mir kaum Mühe dabei gegeben, unter den Anwärter:innen jemanden zu identifizieren, den ich kenne. Ich weiß, dass sie hier sein werden – alte Freund:innen, Menschen, mit denen ich ein Stück Lebensgeschichte teile, die heut jedoch nur noch meinen Namen kennen und nicht den Schmerz, den sie glauben, nachvollziehen zu können. Bin nicht wie sie, auch, wenn das Offensichtliche es erahnen lässt.

Rücke Stück um Stück vor – je näher ich dem Viadukt komme, desto leiser werden die Stimmen um mich herum. Konzentration und Anspannung beherrschen die Luft um mich herum – und ich? Ich bin ruhig, konzentrier’ mich auf meinen Atem, spür’ mein Herz in meiner Brust ruhig und regelmäßig schlagen. Ich hab’ nichts zu verlieren. Davon ab, dass ich keinen Grund habe, an meinen Fähigkeiten zu Zweifeln (meine Pflegefamilie hat schließlich ihr Bestes gegeben, mich vorzubereiten), gibt’s am Abgrund, der unterm Viadukt auf mich wartet, nichts, vor dem ich mich fürchten müsste. Keine Ehre, kein Erbe. Keine Identität.

Was deprimierend ist, hilft mir jetzt dabei, nen kühlen Kopf zu bewahren.
Der Viadukt, der Abgrund, wartet auf mich. Kann nahezu hören, wie etwas nach mir ruft – und weiß nicht, ob’s die Zitadelle am anderen Ende der Schlucht oder Malek ist, der damit rechnet, mich zu empfangen. Ein lauwarmer Wind tanzt um meine Nase und ich frag mich, ob er sich in wenigen Sekunden, wenn ich meinen Weg bestreite, anfühlen wird wie ein Sturm, dessen einziges Ziel es ist, mich vom schmalen Pfad in die Zukunft abzubringen. Selbst wenn, dann soll’s so sein. Wiederhol’s immer wieder, selbst wenn, was, wenn, ähnliche Worte, so unterschiedliche Wirkung. Ein Schritt, zwei. Vor mir erstreckt sich eine gefühlt unendliche Leere, am Horizont das Ziel. Ein Vyldane im Reiter:innenquadrant, muss leise lachen, bevor ich ein letztes Mal auf meine Hände starr’, dann den Blick anhebe. Ein Vyldane im Reiter:innenquadrant, Archer Vyldane im Reiter:innenquadrant. Hab’ nichts zu verlieren, stimmt schon, aber merk’ in diesem Moment: Will gewinnen, sie bluten lassen. Sie alle – und der erste Schritt dorthin, ist wortwörtlich einer.




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based on "the empyrean"-series by Rebecca Yarros