Die Feste unseres Reiches sind mehr als Tradition – sie sind ein Versprechen, dass wir einander nie vergessen.
– Ziora de Volantis [ Geschrieben von: Jea ]
Trotz kleiner Unterschiede in den Provinzen, aber auch zwischen den Dörfern und Städten gibt es in Poromiel fünf Feiertage, die den Lauf des Jahres markieren. Sie erinnern an die Gaben der Erde, an bedeutende Ereignisse in der Geschichte des Königreiches und auch an alte Bräuche, die die Gemeinschaft zusammenhalten.
Hedeons Aufstieg
04. März
Hintergrund: Hedeon ist der Gott der Weisheit und der Schutzpatron der Gelehrten. Dieser Tag erinnert an den Tag, an dem der heutige Gott, einst ein sterblicher Gelehrter, die Grenzen des Irdischen hinter sich ließ und in höhere Sphären aufstieg - einer Überlieferung zufolge stand er in diesem Moment inmitten seiner Schüler:innen, als er nach einer großen Erkenntnis verstummte und sein Körper zu Licht zerfiel. Sein Aufstieg steht nicht für die göttliche Macht, sondern für die Vollendung des Verstehens; für den Moment, in dem der Geist begreift, dass er ein Teil von allem ist, was er erforscht. Der 04. März gilt in Poromiel darum auch als Tag der Klarheit - man ehrt nicht nur den Gott selbst, sondern auch das, was von ihm in jedem Menschen lebt: das stille Streben nach Wissen.
Feierlichkeiten:
An Schulen im ganzen Land geht diesem Feiertag die Tage der Stille voraus. Drei Tage, an denen die Lernenden schweigen und nur schriftlich kommunizieren dürfen. Dehnte sich dieses Ritual früher noch über den ganzen Tag aus, gilt es heute vor allem an Orten des direkten Lernens, wie Unterrichtsräumen, Archiven oder Bibliotheken. Nur vereinzelt wird noch ganztags geschwiegen. Man sagt, wer in diesen Tagen eine wahre Erkenntnis erlangt, habe Hedeons Blick gespürt.
Am eigentlichen Feiertag versammeln sich die Menschen, um öffentlich zu erzählen, was sie im vergangenen Jahr gelernt oder auch geschaffen haben.
Am Abend versammeln sich (zumeist) Lehrende und Forschende, um kurze Ausschnitte aus alten Schriften oder eigenen Aufzeichnungen zu lesen. Nicht, um sich zu rühmen, sondern um das darin enthaltene Wissen zu teilen. Jedes vorgelesene Wort gilt als Opfergabe an Hedeon.
Dieser Feiertag wird ruhig und ehrfurchtsvoll begangen und dennoch von einem hellen Glanz erfüllt. Es ist kein Tag der Ekstase, sondern ein Tag, an dem selbst die Luft wie durch Wissen gesättigt scheint.
Frühlingssegen
01. Mai
Hintergrund: Der Frühlingssegen markiert in ganz Poromiel den Beginn der Pflugsaison: die Menschen kehren auf die Felder zurück und die Erde erwacht nach der langen Winterruhe. Es ist kein Tag der Arbeit, sondern der Bitte und des Dankes gleichermaßen: Poromiel feiert das Leben, das unter der Erde ruht und bald wieder auferstehen soll und bittet die Götter um eine reiche Ernte für das Jahr.
Feierlichkeiten:
In den frühen Morgenstunden ziehen die Menschen in kleinen Gruppen hinaus auf die Felder. Kinder tragen grüne Bänder an den Handgelenken und mit Blumen eingebundene Zöpfe, auf den Köpfen der Frauen finden sich Blumenkränze aus den ersten Blüten des Jahres - oft Kornblüten, Veilchen oder wilde Nelken.
Auf jedem Acker wird eine kleine Handvoll Saatkorn in den Wind gestreut, um die Erde zu ehren, die sie nähren soll. Vereinzelt sprechen Priester:innen Segensworte über der Erde, um auch die Gunst der Götter zu erlangen.
In großen Städten oder abseits von Feldern wird das Ritual auf den Feldern ausgelassen und Priester:innen sprechen ihre Segensworte über Brot und Salz, das anschließend mit den Anwesenden geteilt wird. Das Brot des Anfangs wird gebrochen, um Glück und Fruchtbarkeit zu sichern, während das Salz Beständigkeit symbolisiert.
Überall erklingen Musik und helle Stimmen. In Dörfern und Städten finden Feste statt, Handwerker:innen stellen Maibäume aus Eisen und Holz auf und die Menschen tanzen darum im Kreis.
Sommersonnenwende
21. Juni
Hintergrund: Die Sommersonnenwende markiert den längsten Tag des Jahres, an dem die Sonne ihren Höhepunkt erreicht, bevor die Tage wieder kürzer und die Nächte dafür länger werden. In Poromiel gilt dieser Tag als Tag des Lebens, der Wärme und des Wissens, aber auch für die Gewissheit, dass alles Licht vergänglich, im Kreislauf aber immer wieder erneuerbar ist. Die Menschen ehren die Sonne als Sinnbild göttlicher Inspiration und als Quelle alchemistischer Energien - sie stellt das Gleichgewicht zwischen Glaube und Forschung dar.
Feierlichkeiten:
In den Morgenstunden werden auf zentralen Plätzen und auch Klippen Feuerstellen errichtet, in denen Metallspäne und alchemistische Essenzen verbrannt werden, um das Licht der Flammen später nicht im üblichen orange-rot erscheinen zu lassen. Wenn die Feuer mit der untergehenden Sonne entzündet werden, erstrahlen sie in goldenen, blauen und auch grünen Farben.
Wenn die Sonne mittags ihren höchsten Punkt erreicht, finden im gesamten Königreich Zeremonien statt, in denen die Menschen den gleichen Schwur aussprechen - ein Versprechen an sich selbst, aber auch an die Götter, zu leben, zu lernen und zu leuchten, selbst wenn die Dunkelheit übermächtig erscheint.
In den Städten werden lange Tafeln errichtet, an denen Menschen jeden Standes zusammenkommen und gemeinsam essen - die Speisen werden dabei von allen Seiten zusammengetragen und beinhalten unter anderem gegrillten Fisch oder gegrilltes Wild, Eintöpfe, verschiedene Küchlein, Brote, Beerenwein, Blütenmet und kalte Limonaden.
Der Tag wird begleitet von den Klängen von Trommeln, Flöten oder Harfen, zu denen sich mit dem Untergang der Sonne auch helle Chöre mischen. Die Menschen tanzen und singen, für Kinder werden verschiedene Spiele organisiert - sie feiern das Leben und vergessen, zumindest abseits der Grenzen und Außenposten, vielleicht für ein paar Stunden den Tod, der auf der anderen Seite ihrer Grenzen wartet.
Bei Sonnenuntergang werden nicht nur die großen Feuer entzündet, sondern auch eine Vielzahl kleinerer Lichter.
Auf den Dorfplätzen gehen die Feierlichkeiten bis spät in die Nacht, mit fortschreitender Stunde wird dabei nicht selten auch die Stimmung immer ausgelassener.
Tag der Einheit
10. September
Hintergrund: Nach einer viertägigen Schlacht im Jahr 328 n.V. erliegen die Streitkräfte Cygnisens dem königlichen Militär fügt sich zusammen, was zusammen gehört: Cygnisen wird endgültig in das Reich Poromiels eingegliedert. Dieser Tag steht für Einheit, aber auch für die Akzeptanz kultureller Unterschiede innerhalb eines Reiches.
Feierlichkeiten:
Im gesamten Königreich wird dieser Tag in großer Gemeinschaft, oft ganze Dörfer oder Ortsteile gemeinsam, verbracht, wobei die Feierlichkeiten in den einzelnen Provinzen sich trotz der symbolisierten Einheit voneinander unterscheiden:
In Cygnisen schmücken Lichter die Straßen großer und kleiner Ortschaften. Bewohner:innen stellen Kerzen in Glaslaternen vor ihre Türen, deren Oberflächen das Licht in tausende Teile bricht und sobald die Sonne untergeht, kommen sie zusammen und ziehen in lockeren Formationen durch die Straßen. Kinder tragen kleine Glaslichter und die Paraden werden von Stadtmusiker:innen begleitet.
Braevick begeht den Tag der Einheit mit Tanz und Musik. Bereits in den frühen Morgenstunden schmücken die Bewohner:innen ihre Ortschaften mit langen, bunten Bändern und Stoffbahnen zwischen den Häusern und auf zentralen Plätzen werden Bühnen aus Holz aufgebaut, auf denen Musiker:innen alte Volkslieder anstimmen, du Beginn des Tages noch ruhig und melancholisch, doch mit fortschreitendem Sonnenstand immer schneller und auch mitreißender - passend für die Paare und auch Gruppen, die zu den Klängen tanzen, oftmals in weiten Kreisen, die sich immer wieder öffnen und schließen. Ein Sinnbild der Vereinigung des Königreichs.
In Krovla wird dieser Tag auf den zentralen Plätzen der Städte und Dörfer mit öffentlichen Mahlzeiten gefeiert. Beginnen die Feierlichkeiten zwar erst mittags, riecht es in den Straßen und Gassen doch bereits schon am Morgen nach frischen Broten und Kuchen, gebratenem Fleisch und köstlichen Beilagen. Familien und Schenken stellen gleichermaßen Tische und Bänke nach draußen und mit dem festlichen Glockengeläut zur Mittagsstunde kommen die Menschen, Einheimische und Reisende gleichermaßen, auf den Plätzen zusammen und genießen gemeinsam die Köstlichkeiten. Während des Mahls wird leise Musik gespielt und oftmals finden Unterhaltungsprogramme für Jung und Alt statt.
Wintersonnenwende
21. Dezember
Hintergrund: Die Wintersonnenwende markiert die längste Nacht des Jahres und geht in Poromiel einher mit einem Fest des Gedenkens. Am Tag, an dem das Licht am schwächsten ist und bevor die Nächte wieder kürzer, die Tage dafür länger werden, besinnen die Menschen sich auf ihre Gemeinschaft, aber auch auf ihre Vergangenheit. Sie symbolisiert das Ende eines alten und den Beginn eines neuen Kreislaufs, einen Neuanfang. Für die Menschen Poromiels bringt die Wintersonnenwende einen Moment der Ruhe, Erinnerung und Hoffnung.
Feierlichkeiten:
Am Nachmittag, während die Sonne langsam immer tiefer wandert, werden in allen Städten und Dörfern die Feuer gelöscht. Für etwa eine Stunde liegen die Straßen im natürlichen Zwielicht und es herrscht Stille - ein Moment des Gedenkens im gesamten Königreich.
Im Anschluss erstrahlt Poromiel im Flackern unzähliger Kerzen. Die Menschen stellen sie in die Fenster ihrer Häuser und auch in den Tempeln flackern unzählige Lichter. Kinder entzünden Kerzen in selbstgebastelten Laternen und versammeln sich, gemeinsam mit den Erwachsenen, für einen Umzug durch die Straßen. Jede Flamme, jedes Licht steht dabei für einen geliebten Menschen oder aber für eine Hoffnung, die man in das kommende Jahr legt.
Familien versammeln sich in ihren Häusern, nehmen oftmals noch alleinlebende Nachbarn oder Freunde auf und trinken heißen Met oder gewürzten Wein, für Kinder gibt es erwärmten Apfelsaft mit Zimt und Honig , Kräutermilch (mit Honig) oder Tee.
Viele von ihnen schreiben ihre Sorgen, aber auch ihre Wünsche, auf kleine Zettel, die sie verbrennen, um das Alte loszulassen und Platz für Neues zu schaffen.
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